Bisher war die Bergbautradition von Olkusz für Einwohner und die Stadt besuchende Touristen nicht mit bloßem Auge zu erkennen gewesen. Diese Lücke soll der „Silberweg der Olkuszer Bergleute” füllen, ein historischer Lehrpfad in der Altstadt von Olkusz. An 18 Stellen in der Altstadt wurden auf Postamenten aus charakteristischem rotem Sedimentgestein, das vor Ort abgebaut wird, Bergmannsfiguren aufgestellt. Jede Figur ist einzigartig, besitzt besondere Attribute und „erzählt” eine andere Geschichte, die einen ausgewählten Aspekt aus der Stadtgeschichte vorstellt, nämlich ein Ereignis, eine Persönlichkeit, einen historisch bedeutsamen Ort oder eine Legende aus Olkusz.
Wenn man die Altstadt von Westen aus betritt, begrüßt einen ein Bergmann, der auf den Überresten des einstigen Sławkower Tors sitzt und das Stadtwappen, in dem u. a. eine Hacke abgebildet ist, hält. Die Bergmannsfigur an der Andreas-Basilika in Olkusz wiederum hält ein großes Kreuz in der Hand, das an das im 17. Jahrhundert von örtlichen Bergleuten gestiftete silberne „Bergmannskreuz” anknüpft. Wir können es in der Kirche bewundern. Münzen prägende Bergmannsfiguren stehen vor dem ehemaligen Gebäude der Kreisverwaltung. Hier wurde um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert die Münzstätte von Olkusz betrieben. Zwei Bergmannsfiguren, die symbolisch einen Bleiklumpen tragen, stehen an der Stelle, an der sich auf dem mittelalterlichen Markt die Stadtwaage befand. Es gibt auch eine Bergmannsfigur, die einen Bleischmelzer, und eine weitere, die einen Schmied darstellt, vor der Olkuszer „Mechanikerschule”. Eine Bergmannsfigur „verteidigt” mit dem Schwert den Turm von Olkusz und die Waffe einer zweiten, die vor dem Regionalmuseum des Polnischen Verbands für Touristik und Landeskunde (Muzeum Regionalne PTTK) aufgestellt wurde, erinnert an ein Richtschwert, das Teil der Sammlungen dieses Museums ist. Eine Bergmannsfigur, die eine Leiter hochklettert, steht vor dem Feuerwehrgerätehaus. Sie verweist auf die bis ins 15. Jahrhundert zurückreichende Tradition der Olkuszer Feuerwehr. Die Figur des alten Bergmanns im Stadtpark knüpft an die Heilig-Geist-Spitalkirche an, die seit dem 14. Jahrhundert an dieser Stelle stand.
Die Bergmannsfiguren erzählen auch Olkuszer Legenden. Es gibt eine Bergmannsfigur, die einen Schatzhüter genannten Berggeist darstellt, sowie einen über eine Wiege gebeugten Bergmann, der sich auf die Legende über die silbernen Wiegen bezieht, die reiche Bergleute aus Olkusz einst in Auftrag gegeben haben sollen.
Die Bergmannsfiguren sind ein Werk des Bildhauers, Malers und Philosophen Jan Siuta, der die Krakauer Akademie der Bildenden Künste (Akademia Sztuk Pięknych) absolviert hat. Zu seinen zahlreichen Werken gehört u. a. der Sarkophag des polnischen Präsidenten Lech Kaczyński und der First Lady im Wawel. Die Bergmannsfiguren mit den charakteristischen Kitteln mit Kapuzen und Schnabelschuhen orientieren sich an der zeitgenössischen Ikonografie, also Darstellungen von Bergleuten, wie wir sie zum Beispiel aus den im 16. Jahrhundert entstandenen Werken des Wissenschaftlers Georgius Agricola kennen, bzw. an den Bergmannsfiguren, die die Wappen Olkuszs und Polens halten und Teil einer Wandmalerei im Altarraum der Olkuszer Basilika aus dem 16. Jahrhundert sind.
Bei jeder der Figuren befindet sich ein Schild mit Informationen über die Geschichte des Standorts der jeweiligen Gestalt. Die Bergmannsfiguren bilden eine interessante Route. Vorerst kann man ihr folgen, indem man auf die im Gehweg eingelassenen über 130 Replikate von Trojaks achtet, also einst in Olkusz geprägten Münzen mit einer Darstellung des Königs Sigismund III. Wasa sowie von Bergleuten, die das Olkuszer Wappen halten.
Im Rahmen des Projekts läuft die Entwicklung einer mobilen App. Nach ihrem Download wird man sich, sobald man sich am „Silberweg der Olkuszer Bergleute” den einzelnen Figuren nähert, dank der sog. Beacon-Technologie „Erzählungen” des Bergmanns über die Stadtgeschichte oder den Standort der jeweiligen Skulptur anhören können. Die Aufzeichnungen, die Touristen entlang dieser Route begleiten, werden auf Polnisch, Englisch, Deutsch und Russisch zur Verfügung stehen. Sie werden auf verschiedene Zielgruppen abgestimmt sein. Die Nutzung moderner Technologien ermöglicht es auch, dass Personen mit Behinderungen, insbesondere blinde und sehbehinderte Menschen, das vorbereitete Lehrprogramm vollauf nutzen können, weil sie die jeweilige Bergmannsfigur nicht nur anfassen, sondern sich auch die von ihr erzählten Geschichten anhören können.