Vor Ihnen steht die älteste erhaltene Krakauer Krippe, gefertigt von Michał Ezenekier, einem Steinmetz- und Fliesenlegermeister aus Krowodrza. Warum ist sie so besonders? Die Krippen – kleine Gebäude, in denen eine Szene der Geburt Jesu dargestellt wird – sind in ganz Polen als Requisiten der Sternsinger bekannt. Doch in Krakau (Kraków) bekam die Krippe ihre eigene Geschichte und Form, die sich auf die lokale Architektur bezieht. Im 19. Jahrhundert, als die Bauarbeiten für die Winterzeit eingestellt wurden, suchten Maurer aus den Dörfern und Vorstädten von Krakau nach anderen Verdienstmöglichkeiten. Sie bauten Weihnachtskrippen und stellten sie auf dem Krakauer Hauptmarkt auf. Sie verkauften die kleinen Exemplare, die größeren dienten als tragbare Bühnenbilder, und gegen eine Gebühr konnte man eine Aufführung in den eigenen vier Wänden bestellen. Jedes Puppenset enthielt Figuren, die mit Weihnachten in Verbindung stehen: Der Engel, der die Hirten weckt, die Heiligen Drei Könige, König Herodes, der Teufel, der Tod, aber auch Figuren aus den Straßen und Plätzen von Krakau. Neben Stadtbewohnern war dort auch ländliche Bevölkerung aus der Umgebung von Krakau in ihren farbenfrohen Trachten zu sehen, die sie jeden Sonntag auf dem Weg in ihre Pfarrkirche, die Marienbasilika auf dem Krakauer Hauptmarkt, trugen. Die Türme eben dieser Kirche sind bis heute das bekannteste Motiv der Krakauer Krippen.
Weihnachtskrippen Ethnographisches Museum Krakau
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