Und dann kam der… Goral - die Schacht am Dunajec und die Verteidigung von Stary Sącz
Sie kamen aus den fernen asiatischen Steppen und brachten Tod und Zerstörung ins Land. Sie zeigten weder Furcht noch Gnade. Sie erschienen plötzlich und genauso schnell waren sie verschwunden. Im 13. Jahrhundert fielen die Mongolen dreimal in Polen ein. Während beim ersten Mal 1240, und beim zweiten Mal, um die Wende 1259/1260, das mongolische Heer ohne größere Hindernisse durch das Land ziehen konnte, endete die dritte Invasion, um die Wende 1287/1288, mit der Niederlage der Angreifer. Sie wurden unter anderem aus Podhale vertrieben, wo die Goralen einen erbitterten Widerstand leisteten. Auch die Städte haben sich tapfer verteidigt. Nach der erfolglosen Belagerung von Kraków durch die südliche mongolische Armee gab ihr Anführer Nogai Khan den Befehl, die Truppen neu zu gruppieren und die Regionen von Kraków und Sieradz anzugreifen. Gleichzeitig rückten zwei Kolonnen mongolischer Truppen nach Süden vor. Die größere und stärkere Gruppe erreichte die Stadt Stary Sącz, wo sie eine schwere Niederlage erlitt. Die zweite Kolonne bewegte sich in Richtung Podhale. Es ist bekannt, dass die Einheit, die Podhale angriff, den Ort Podoliniec verwüstete. Einer Volksüberlieferung zufolge, kam es in der Gegend des Kościeliska-Tals, dessen Ausgang nur wenige Kilometer von den Quellen des Flusses Czarny Dunajec entfernt liegt, zu einem Zusammenstoß zwischen den Tataren und den Goralen, die gegen den Feind mobilisiert hatten. Auch bei Stary Sącz hatten die Mongolen kein Glück. Die Stadt war gut auf die Verteidigung vorbereitet, legte große Lebensmittelvorräte an und verstärkte ihre Verteidigungskräfte mit Rittern und Bauern aus der Region. Die Belagerung von Stary Sącz zog sich in die Länge und brachte keine greifbaren Ergebnisse. In der Zwischenzeit reiste der Krakauer Herzog Leszek der Schwarze nach Ungarn, wo es ihm gelang, Unterstützung vom ungarischen König zu erhalten. Die Ungarn, unterstützt von polnischen Truppen, überraschten die Belagerer von Stary Sącz und fügten ihnen eine vernichtende Niederlage zu. Diese Niederlage der mongolischen Armee war die letzte Episode des dritten mongolischen Einfalls in Polen. Ende Januar 1288 zog sich Nogais Heer nach einem erfolglosen Feldzug und ohne militärischen Erfolg von Małopolska nach Rotruthenien zurück.
Besuchen Sie:
• Kościeliska-Tal
• Stary Sącz und Klarissenkloster
Racławice. Setzt die Sensen auf und schlagt den Moskowiter!
Am 1. April 1794 brach Tadeusz Kościuszko, seit einer Woche zum Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Polnischen Republik gewählt, die gegen Russland um ihre Unabhängigkeit kämpfte, von Kraków nach Warschau auf. Auf dem Weg nach Działoszyce stieß er auf eine Kolonne der feindlichen Armee unter dem Befehl von General Aleksander Tormassow. Am 4. April 1794 standen sich Polen und Russen in der Nähe der Hügel von Racławice gegenüber. Gegen 15 Uhr gingen zwei russische Kolonnen zum Angriff über. General Tormassow hoffte, dass während der Schlacht General Denissow rechtzeitig mit Verstärkung aus Lublin eintreffen würde. Zunächst war der Angriff für die Russen erfolgreich, und die polnische Kavallerie wurde zerschlagen. Doch die zerstreuten Reiter kehrten bald auf das Schlachtfeld zurück. Zu diesem Zeitpunkt fand im Zentrum der Schlacht ein heftiges Artillerieduell statt. Das Feuer der polnischen Kanonen gebot Einhalt dem Vormarsch der russischen Infanterie. Daraufhin beschloss Kościuszko, die mit Kriegssensen bewaffneten Bauernsoldaten – “Kosynierzy“ - gegen die feindlichen Truppen einzusetzen. Die russische Artillerie wurde von dieser seltsamen Einheit und ihrer ungewöhnlichen Bewaffnung überrascht, was die polnischen Aktivitäten erleichterte. Die feindlichen Geschütze wurden von den Bauern aus Małopolska erobert und übernommen. Zu den tapfersten von ihnen gehörte ein gewisser Wojciech Bartosz, der von Kościuszko für seine Verdienste den Nachnamen Głowacki erhielt. Die polnische Armee besiegte die Russen in der Schlacht von Racławice. Der Sieg gab Zuversicht für eine erfolgreiche Beendigung des Aufstands und zeigte das Potential der schlecht bewaffneten Bauernmassen. Das Gefecht ging als die erste gewonnene Schlacht des Kościuszko-Aufstands in die Geschichte ein. Zwischen 1926 und 1934 wurde auf dem Schlachtfeld ein 13 Meter hoher Kościuszko-Erdhügel zum Gedenken an die Schlacht und ihren Oberbefehlshaber aufgeschüttet. 1994 wurde dort außerdem ein Denkmal für Bartosz Glowacki aufgestellt, einen legendären Bauernhelden von Racławice, der sich beim Angriff auf die russische Artillerie durch besonderen Mut auszeichnete. Das Schlachtfeld von Racławice wurde 2004 zum Denkmal der Geschichte erklärt. Der Sieg von Racławice wurde auch von polnischen Künstlern gerne thematisiert. Zu den berühmtesten und bekanntesten Werken gehören „Kościuszko bei Racławice“ (1888) von Jan Matejko, sowie das 114 x 15 Meter große „Panorama von Racławice“, 1893-94 von Jan Styka und Wojciech Kossak gemalt. Mit der Thematik der Schlacht von Racławice befassten sich außerdem Józef Chełmoński, Wojciech Kossak, Aleksander Orłowski und Michał Stachowicz.
Besuchen Sie:
• Racławice und das Schlachtfeld
• Route des Kościuszko-Aufstandes
• Kraków. Hauptmarkt, Gedenktafel zur Erinnerung an den Schwur, den Tadeusz Kościuszko vor der Schlacht bei Racławice leistete
• Kraków. Kościuszko-Erdhügel und des Tadeusz-Kościuszko-Museums
Auch Kraków wurde nicht an einem Tag… gerettet. Die Schlacht um die Kaim-Anhöhe
Zum Wahrzeichen der blutigen Kämpfe von 1914 um Kraków wurde der Obelisk auf der Anhöhe Kaim, wo sich die Feldverteidigungsstellung der Festung Kraków befand. Im Winter 1914 fanden die schwersten Kämpfe zwischen Wieliczka und Bieżanów statt, insbesondere im Bereich der strategisch entscheidenden Anhöhe Kaim. An den Kämpfen waren auch die Forts Rajsko Kosocice, Prokocim und sogar Batterien schwerer Artillerie am Kościuszko-Erdhügel beteiligt. Am 6. Dezember 1914 kam es zu den schwersten Kämpfen der Offensive der russischen Armee, deren Ziel es war, die Stadt Kraków einzunehmen. Nach einem erfolgreichen Gegenangriff, der in einem Bajonettkampf endete, siegte die österreichische Armee. Beim Angriff auf die Anhöhe Kaim fielen 900 österreichische Soldaten, auf russischer Seite waren es 2000. Darunter leider auch viele Polen, die auf beiden Seiten der Front gekämpft haben. Die siegreiche Schlacht um den Hügel schlug die Russen zurück und war der Beginn der späteren Ostoffensive. Das Denkmal auf dem Hügel erinnert an das Aufhalten der russischen Offensive durch die österreichisch-ungarische Armee während des Ersten Weltkriegs am 6. Dezember 1914. Das am ersten Jahrestag der Ereignisse, d.h. am 6. Dezember 1915 enthüllte Denkmal hat die Form eines Obelisken und wurde von Henryk Nitra entworfen. An der Ostwand befindet sich die ungarische Königskrone im Lorbeerkranz, an der Südwand das Wappen der Habsburger und darunter eine Tafel mit der Aufschrift: „Hier wurden am 6. Dezember 1914 die am weitesten vorgerückten Soldaten der russischen Armee zurückgeschlagen“. Das Denkmal auf der Kaim-Anhöhe wurde angeblich an einer Stelle errichtet, an der ein gefallener Soldat der zaristischen Armee gefunden worden war, d. h. an der dem Krakauer Hauptmarkt am nächsten gelegenen Stelle, die die russischen Soldaten erreicht hatten.
Besuchen Sie:
• Kraków. Route der Festung Kraków
• Kraków. Obelisk auf der Kaim-Anhöhe
Die Schlacht von Gorlice. Die größte Operation an der Ostfront des Ersten Weltkriegs
Die Schlacht von Gorlice war die größte Schlacht an der Ostfront im Ersten Weltkrieg, bei der die Truppen Österreich-Ungarns und des Deutschen Reiches mit der russischen Armee zusammenstießen. Die Polen kämpften auf beiden Seiten gegeneinander. Bis Ende November 1914 hatte die russische Armee fast ganz Galizien eingenommen und die Österreicher erlitten erste Niederlagen. Die Russen starteten eine Offensive in Richtung Kraków. Der Vormarsch der mächtigen russischen Streitkräfte auf Wien und Budapest wurde erst nach der Schlacht von Kraków im November angehalten. Mitte Januar 1915 kam die Front, die sich vom Baltikum bis zu den Karpaten erstreckte, praktisch zum Stillstand. Es begann der so genannte Stellungskrieg. Die Österreicher waren sich dessen bewusst, dass sie allein die Russen nicht aufhalten und besiegen konnten. Angesichts einer schwächelnden Armee hatte ein unabhängiger Angriff wenig Aussicht auf Erfolg. Aus diesem Grund wandte sich die österreichisch-ungarische Armeeführung an die Deutschen mit der Bitte, sie beim Angriff zu unterstützen. Dies war der allgemeine Hintergrund der Schlacht von Gorlice. Mitte April 1915 beschlossen die Verbündeten, gemeinsam gegen die Russen vorzugehen. Die schwersten Kämpfe fanden am 2. Mai 1915 statt. Innerhalb von 3 Tagen wurden die Verteidigungslinien der Russen durchbrochen, deren Truppen zogen sich darauf auf der gesamten Länge der 150 km langen Front zurück. Am 15. Mai erreichten die angreifenden Armeen der Mittelmächte den Fluss San, am 3. Juni wurde Przemyśl und am 22. Juni Lemberg eingenommen. Während der Operation Gorlice kam es zu zahlreichen blutigen Gefechten und Zusammenstößen zwischen den kämpfenden Kontrahenten. Den Schätzungen der Historiker zufolge forderte die Schlacht von Gorlice etwa 200.000 Tote und Verwundete. Während der Kämpfe wurden die umliegenden Städte und Dörfer zerstört, darunter katholische und orthodoxe Kirchen, Wohnhäuser und Industrieanlagen. Die Stadt Gorlice wurde in einen Trümmerhaufen verwandelt. Nach der Schlacht waren nur noch 10 Prozent der Häuser in der Stadt bewohnbar. Die Zahl der Einwohner sank von 7 auf 2 Tausend. Die russische Kriegsmaschinerie wurde in der Region Gorlice angehalten und der in der Schlacht errungene Sieg der Mittelmächte Deutschland und Österreich-Ungarn erwies sich als ein Durchbruch, der für die Situation an der Ostfront entscheidend war. Neben den Schlachten von Verdun und an der Marne gilt die Schlacht von Gorlice als die wichtigste Schlacht des Ersten Weltkriegs. An diese dramatische Schlacht erinnern zahlreiche, architektonisch interessante Soldatenfriedhöfe in der Umgebung von Gorlice und Tarnów.
Besuchen Sie:
• Gorlice und die Schlacht von Gorlice
Heldenhafte Verteidiger der Brücke. Die Schlacht von Radłów im Jahr 1939
In den ersten Septembertagen 1939 kam es auf dem Gebiet der Gemeinde Radłów zu heftigen Kämpfen gegen die deutschen Angreifer. Am 7. und 8. September fand eine der größten Schlachten des Septemberfeldzugs auf dem Gebiet von Małopolska statt - die Schlacht bei Radłów und die Schlacht um die Brücke in Biskupice Radłowskie. Sie sollten den Vormarsch der deutschen Truppen verzögern und gleichzeitig möglichst vielen sich zurückziehenden polnischen Einheiten ermöglichen, die Brücke in Biskupice Radłowskie zu überqueren. Über die Brücke zogen auch Massen von Zivilisten, die vor dem Krieg in Richtung Osten flohen. Am 7. September kam es zu einer heldenhaften Verteidigung der Schule von Radłów. An diesem Tag wurde die Stadt nach erbitterten Kämpfen von den Deutschen eingenommen. Eine Handvoll polnischer Soldaten aus der 21. Division von General J. Kustron verbarrikadierte sich im örtlichen Schulgebäude. Als zahlreiche Versuche, das Gebäude zu erobern, scheiterten und der Aufruf zur Kapitulation unbeantwortet blieb, setzten die Deutschen die Schule mitsamt ihren Verteidigern mit Flammenwerfern in Brand.
Am nächsten Tag verlagerte sich das Kriegsgeschehen nach Biskupice Radłowskie, wo es zu heftigen Kämpfen um die Brücke über den Fluss Dunajec kam. Die Ortschaft zahlte dafür einen hohen Preis - sie wurde zu 80 Prozent niedergebrannt. Auch die Brücke über den Fluss Dunajec wurde zerstört. Nach Schätzungen von Historikern fielen bei den Kämpfen um den Dunajec-Übergang 243 polnische Soldaten, rund 700 wurden verwundet. Die Verluste der Wehrmacht werden hingegen auf über 100 tote Soldaten geschätzt. Zum Gedenken an die in dieser Schlacht gefallenen Soldaten wurde an der Stelle der zerstörten Brücke ein Denkmal errichtet. Zu Ehren denen, die bei der Verteidigung ihrer Heimat starben, wird außerdem jedes Jahr wird in Radłów eine spektakuläres Reenactment des Schlachtgeschehens veranstaltet.
Besuchen Sie:
• Radłów. Denkmal für die Verteidiger der Schule
Wie David gegen Goliath. Die Schlacht von Jordanów 1939
Am 1. September 1939 zog die deutsche Panzergruppe der 14. Armee von der Slowakei über die Tatra in Richtung Chabówka und Nowy Targ. Die Verteidiger dieses Abschnitts waren nicht in der Lage, ihre Stellungen lange zu halten, und sollten diese durchgebrochen werden, hätten die Deutschen die Möglichkeit bekommen, die von General Antoni Szyling befehligten Armee „Kraków“ von hinten anzugreifen. Angesichts dieser gefährlichen Situation erhielt die 10. Kavalleriebrigade unter dem Kommando von Oberst Stanisław Maczek den Befehl, den Abschnitt in Richtung Jordanów und Rabka zu schließen. Am 2. September begannen schwere Kämpfe um die Hügel südlich von Jordanów. Nach einem erbitterten Kampf um Wysoka gelang es den Polen, den deutschen Angriff zurückzuschlagen. Die Deutschen waren allerdings in Bezug auf die Anzahl und Stärke der Artillerie- und Panzerwaffen überlegen, was schließlich in den folgenden Stunden zur Einnahme von Wysoka führte. Die heroische Haltung der Polen betont die Tatsache, dass die Kräfte und Mittel, über die die beiden Seiten verfügten, in einem krassen Missverhältnis standen. Die Deutschen waren zahlenmäßig überlegen und hatten bessere Ausrüstung, dennoch konnten die Polen geschickt die schwierige Topographie für sich nutzen und in einer scheinbar aussichtslosen Situation dem Feind die Stirn bieten. Bezeichnenderweise bestand das Ziel der 10. Brigade nicht darin, die Offensive der Wehrmacht zurückzuschlagen, sondern sie zu verlangsamen und die Dynamik des Angriffs zu dämpfen, der Kraków von Süden her hätte bedrohen können. Die Schlacht von Jordanów wurde schließlich für die Polen zu einer Niederlage, die Deutschen rückten darauf in Richtung Myślenice vor und nahmen in der Nacht vom 5. zum 6. September die Stadt ein. Den Verteidigern gelang es jedoch, dem Feind erhebliche Verluste zuzufügen, was auf den Einsatz und die Aufopferung der Panzerabwehrkräfte und der polnischen Panzerfahrer zurückzuführen war. Darüber hinaus konnte die Offensive tatsächlich gestoppt werden. In der Zwischenzeit zog sich die Armee „Kraków“ nach Osten zurück und entging so der Einkesselung. Während der Operation von Jordanów kam es in Wysoka zu grausamen Racheakten, die die deutschen Besatzer an den Einwohnern verübten. Nach der Abwehr des Angriffs besetzten die deutschen Quartiermeister- und technischen Truppen die Ortschaft. In der Nacht schraubten die Dorfbewohner die Ventile von zwei Kraftstofftanks ab. Es kam zu einem Brand, bei dem einige am Vortag in der Schlacht beschädigten Panzer zerstört und schlafende Soldaten getötet wurden. Als Vergeltung erschossen die Deutschen im Oktober 1939 mehrere Einwohner und brannten das Dorf Wysoka vollständig nieder. Für seine Heldentaten wurde das Dorf 1946 mit dem Grunwald-Kreuz ausgezeichnet. An den Orten der Kämpfe wurden ein Denkmal und ein Soldatenfriedhof errichtet.
Besuchen Sie:
- Jordanów, Marktplatz. Denkmal der Schlacht von Jordanów