Zu besonders spannenden Ecken von Małopolska führt Sie durch ein... Krimi. Die Handlung der zwei Krimis des Schriftstellers Jędrzej Pasierski aus der Reihe mit der Kommissarin Nina Warwiłow spielt in den Bergen von Beskid Niski. Und obwohl das Verbrechen selbst an einem fiktiven Ort begangen wird, wurde die Region selbst in den Krimis realistisch, stimmungsvoll und einladend beschrieben. Hier findet man bekannte Orte, wie Gorlice-Gebirge, die Stadt Biecz oder den Stausee Klimkówka. Hier kann man den Genius Loci, dessen Schönheit mit den Bergbächen, Wäldern und steil ansteigenden Straßen tatsächlich spüren und bekommt die Gelegenheit, die multikulturelle Prägung dieser Region, ihre historische Komplexität, aber auch kulinarische Köstlichkeiten kennenzulernen.
Pasierskis Protagonisten, die in Beskid Niski leben und die anderen, die diese Region nur besuchen, nehmen die Schönheit der sie umgebenden Welt wahr. Die Hauptprotagonistin betrachtet die Landschaft von Beskiden, wo sie ihren Urlaub verbringt und flüstert zu sich selbst mit Zufriedenheit: „Wozu braucht man das Mittelmeer, das türkische aufgewärmte Brathähnchen und das Ganze »all excuse me«?“ (Jedrzej Pasierski, Der Lügner).
Nach der Lektüre, wenn das kriminelle Rätsel durch die Protagonistin endlich gelöst wurde, fühlt man auf jeden Fall den Drang, sich auf die Reise zu den Bergen von Beskid Niski zu begeben, die Spuren der Lemken-Kultur zu suchen, den Käse aus Zagroda Banicka zu verkosten und die Huzulen-Ponys in der wilden Natur zu bewundern.
Eine auf eigene Hand durchgeführte „literarische Ermittlung“ und die Suche nach weiteren, nicht unbedingt gegenwärtigen Autoren und Autorinnen, die mit der Region in Verbindung stehen, kann auch sehr spannend sein. Sie finden Gorce und deren Wälder großartig? Haben Sie schon von Władysław Orkan gehört?
Er war ein Schriftsteller und Publizist, der im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert tätig war. Das Gorce-Gebirge war für ihn sehr wichtig, ebenso wichtig waren für Gorce seine Arbeit und sein Schaffen. Sein richtiger Name war Franciszek Smaciarz, später geändert in Smreczynski, veröffentlicht hat er aber unter dem Namen Wladyslaw Orkan. Seine Prosa ist eine wunderbare Wissensquelle über die Hochlandbewohner von Gorce und die Natur des Gorce-Gebirges. Es überrascht deswegen nicht, dass seine Werke in früheren und heutigen Reiseführern häufig zitiert werden. 1903 hat er den Roman „W Roztokach“ veröffentlicht, der sehr erfolgreich war und sogar mit dem Roman des Nobelpreisträgers Reymonts „Die Bauern“ verglichen wurde.
Überzeugen Sie sich selbst, wie schön er die Urwälder in Karpaten beschrieben hat (am liebsten lesen Sie den Text vor, so kann man die Schönheit der Sprache noch besser wahrnehmen): „Tagsüber brüllen die Täler mit buntem Leben, summen mit Wasserfällen und dem eintönigen Gesang der Bäume, läuten mit dem Vogelgezwitscher, erklingen mit dem Gemurmel der Tiere und Bienenschwärmen - sie spielen die kraftvolle Harmonie des Urwaldes ab.
Nach der Dämmerung fielen sie in die Stille und sahen in der Dunkelheit wie im Schwarzen in den Bergen und Tälern umhüllte Heere, im tiefen Schlaf eingesunken und bedrohlich in ihrem Schlummer. Und als der Mond über ihnen hinweg zog, verloren sie völlig ihre Waldrealität und verharrten - wie man es sehen konnte - in der Schwebe, wie ein erstarrter Traum des Waldes, von hellem Licht durchflutet, mit blauem Nebel bestäubt, tief in der Stille versunken, wahrhaft märchenhaft...
Von dieser verstorbenen Zeit träume ich eine märchenhafte Realität... Als ein gewöhnlicher Mann zu den Tälern kam, die durch natürliches, episches Leben erfüllt waren und ein Drama mitgebracht hatte“ (Drzewiej, S. 4-5).
Auf den Wanderwegen von Gorce werden Sie den Geist von Orkans Prosa wahrnehmen und nachvollziehen können. Es lohnt sich dabei auch, einen mit dem Schriftsteller besonders verbundenen Ort, nämlich sein Haus zu besuchen.
„Orkanówka“ ist ein an Füßen der Gorce liegende Holzhaus im Zakopane-Stil mit einer verglasten Veranda und einem schönen Blick auf die Berge von Beskid Wyspowy, dass sich Orkan für die Tantiemen für seinen Roman „W Roztokach“ errichten lassen hat. Zum Haus führt eine schöne Allee mit zehn Bergahornen, die der Schriftsteller als Dank für seine glückliche Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg angelegt hatte.
Heute beherbergt das Haus ein biografisches Museum mit einer Sammlugn an Erinnerungsstücken an Orkan sowie kulturellen Artefakten der lokalen Kultur. „Orkanówka“ ist vor allem absolut authentisch und unverändert. Hier kann man noch perfekt die Atmosphäre spüren, in der Orkan seine Romane verfasst hat. Auf dem Schreibtisch stehen noch sein Tintenfläschchen und eine Öllampe, die ihm als Lichtquelle diente. Auf der Veranda befinden sich dieselben Korbsessel, in denen er gesessen und das Panorama bewundert haben muss... Es fällt leicht, sich die literarischen Begegnungen, die hier stattgefunden haben, vorzustellen. Große Schriftsteller wie Kazimierz Przerwa-Tetmajer, Kornel Makuszyński, Leopold Staff, Jan Kasprowicz (also Schriftsteller, die jeder Pole noch aus dem Schulunterricht gut kennt, obwohl Orkan selbst eher noch auf seine Wiederentdeckung wartet) waren hier regelmäßig zu Gast.
Die Villa „Orkanówka“ ist unter anderem vom Ort Koninki aus über einen sanften gelben Wanderweg entlang einer asphaltierten Straße zu erreichen. Wenn Ihnen aber anspruchsvollere Wanderwege lieber sind, dann nehmen Sie den grünen Wanderweg von Niedźwiedź zum Turbacz, der am Haus des Schriftstellers vorbeiführt. Der Besuch in diesem Museum kann ein guter Ausgangspunkt für eine Wanderung im Gorce-Gebirge sein, die er in seinem bereits erwähnten Roman „W Roztokach“ mit folgenden Worten beschrieben hat (dies ist übrigens die erste literarische Beschreibung des Gorce-Gebirges): „Gegenüber von Tatra, zwischen dem Nowy-Targ-Kessel und dem Talkessel des Flusses Raba, steigt das Nest von wilden Gorce auf. Vom romantischen Pieniny-Gebirge trennt sie der reißende Kamienice-Bach und von der Region Spisz der reißende Dunajec-Fluss. Sie stehen alleine über den Hügeln. Und höher noch thront der Vater dieses Geschlechts - der grimmige Turbacz. Wer ihn getauft hatte oder wie er zu seinem Namen kam, ist längst unbekannt. Vielleicht kommt sein Name davon, der er sein kahles Haupt vor dem Regen in einen Nebelturban hüllt, oder vielmehr davon, dass er ewig einen betrübten Eindruck macht“.
Weitere Titel, die Sie auf eine literarische Reise zu Beskid Niski und Gorce mitnehmen können:
1. Jędrzej Pasierski, Roztopy
2. Jędrzej Pasierski, Kłamczuch
3. Władysław Orkan, W Roztokach
4. Władysław Orkan, Drzewiej
Autorin: Magdalena Petryna - Redakteurin und Führerin in der Beskiden-Region, eine Förderin des lokalen und bewussten Tourismus, Naturpädagogin und Bloggerin.
Das Projekt unter dem Motto „Ökotourismus in Małopolska - nachhaltige Entwicklung der Region“ wird durch den Partnerschaftsfonds als ein Teil des Programms EkoMałopolska mit Mittels der Woiwodschaft Małopolska finanziert.